Konsumentenfinanzierung unter Druck – Ausblick ungewiss

Erholung nach COVID-19 Pandemie war nur von kurzer Dauer – Podiumsdiskussion des FMVÖ mit Intrum, bank99 und UniCredit Bank Austria

„Die COVID-19 Pandemie war für die Konsumentenfinanzierung in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur: Einerseits kam es durch die Lock-Downs zu einem Angebotsschock und weite Teile der Vertriebskanäle waren über längere Zeit geschlossen. Gleichzeitig gab es eine massive Vertrauenskrise der Konsumenten weshalb auch die Bereitschaft sich zu verschulden, zurückging. Zusätzlich waren auch Banken gezwungen ihre Rating- und Vergaberichtlinien an die neue Situation anzupassen“, so Michael Wiedeck, Vertriebsleiter der bank99 AG bei einer Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf Finanzierungen im Konsumbereich.

Eingangs gab Marcus Siegl, Geschäftsführer der Intrum Information Services in einem Impulsvortrag Einblicke in Daten zu Kreditnachfrage, Kreditvergabe und Zahlungsverhalten am deutschen und österreichischen Markt: „Zu Beginn der Pandemie sahen wir in Deutschland einen vorübergehenden Rückgang der Kreditnachfrage im Vergleich zu 2019, aber Ende 2021 kam es zu einem Nachholeffekt – den wir auch in Österreich sehen“, so Marcus Siegl, und weiter: „In Deutschland und Österreich waren 2021 die Zahlungsstörungen deutlich geringer als 2020 und 2019. In 2022 sind aus Sicht des Forderungsmanagements noch keine dauerhaften Zahlungsausfälle zu erkennen – sicher auch ein Zeichen, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen nach wie vor greifen“.

Dr. Marcus Siegl, Geschäftsführer der Intrum Information Services
Dr. Marcus Siegl, Geschäftsführer der Intrum Information Services

Im Anschluss diskutierte Marcus Siegl unter der Moderation von Markus Gremmel, Vizepräsident des Finanz-Marketing Verbands Österreich, mit Franz Weisz, Vertriebsleiter für das Privatkundengeschäft der Unicredit Bank Austria und Michael Wiedeck, Vertriebsleiter der bank99 AG zur aktuellen Situation im Konsumentenkreditgeschäft und dessen weitere Entwicklung.

„Gerade erleben wir einen weiteren externen Schock: Der Krieg in der Ukraine, der die Konsumenten weiter verunsichert. Gleichzeitig sind wir mit massiv steigenden Energiepreisen und damit verbunden einer Rekord-Inflation konfrontiert“, so Franz Weisz. Marcus Siegl von Intrum dazu: „2022 können wir zeitweise eine Erholung bei der Konsumfinanzierung, speziell bei Reisen, erwarten. Dennoch werden die aktuellen Ereignisse auf das Konsumverhalten und damit auf die Finanzierung massive Auswirkungen haben. Wie groß die Konsequenzen tatsächlich sein werden hängt auch vom Verhalten der Europäischen Zentralbank in Bezug auf die aktuell fast 9%ige Inflationsrate ab. Eines ist jedenfalls sicher – auch die nahe Zukunft wird im Konsumentenkreditgeschäft eine herausfordernde Zeit“.