Zahlungsverzug aus Sicht des Unternehmers

Das schwedische Designbüro Kurppa Hosk ist eines von vielen kleinen Unternehmen, die mit säumigen Kunden kämpfen. Bei einem Intrum Seminar während der Almedalen Woche in Schweden legte CEO Måns Jacobson Hosk seine persönliche Erfahrung mit diesem Problem dar.

"Das Bild, das im European Payment Report von Intrum aufgezeigt wird, entspricht der Realität. Ich kann von den 30 Tagen Zahlungsfrist, die in den meisten Verträgen fixiert sind nur träumen, da in unserer Branche 40 bis 50 Tage üblich sind. Der längste Zeitraum war für uns 120 bis 150 Tage, und das führt zu schlaflosen Nächten. Sie machen sich Sorgen, ob Sie noch in der Lage sein werden, Ihr Personal zu bezahlen. Vor ein paar Jahren sahen wir uns auf Grund säumiger Zahlungen einer Liquiditätssituation gegenüber, die das gesamte Unternehmen bedrohte, aber mit der Hilfe von Intrum konnten wir die Probleme lösen", erläutert Jacobson Hosk. 

Intrums CEO Mikael Ericson hatte zuvor bei dem Seminar Fakten aus dem European Payment Report 2016 hervorgehoben, wie die Tatsache, dass 41 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) angeben, dass ihr Wachstum durch Zahlungsverzug eingeschränkt wird.  

"Größere Unternehmen nutzen ihre Stärke, um Zahlungsfristen zu verlängern und nutzen KMU als eine Finanzierungsquelle. Es ist wichtig, dass sie vereinbarte Zahlungsfristen zum Wohle aller Beteiligten einhalten", so Ericson.  

Kurppa Hosk wurde 2009 gegründet und beschäftigt gegenwärtig 22 Mitarbeiter/innen, mit einem Umsatz von ca. 20 Millionen schwedischen Kronen. Das Unternehmen arbeitet im Bereich Design und Markenbildung für viele schwedische und internationale Unternehmen. CEO Jacobson Hosk stimmte den Ergebnissen der Studie zu. Zahlungsverzug schränkt das Wachstum eines Unternehmens ein.

„Wenn Sie zu spät bezahlt werden oder Sie wissen, dass das Risiko eines Zahlungsverzugs hoch ist, sind Sie mit Ihren Investitionen vorsichtiger; Sie trauen sich einfach nicht so viel. Für uns besteht immer eine Ungewissheit in den Auftragsbüchern; unser Auftragsbestand umfasst unter Umständen nur ein paar Monate und wird sind von einem stabilen Cash Flow abhängig", erläutert Jacobson Hosk said. 

Die Almedalen Woche ist das größte politische Ereignis in Schweden. Politische Parteien, die Regierung, Mitglieder des Parlaments, öffentliche Behörden, Organisationen und Unternehmen treffen sich im informellen Rahmen in Seminaren und Besprechungen, um aktuelle gesellschaftliche Probleme zu besprechen und zu erörtern. Alle Veranstaltungen sind allgemein zugänglich. Die Veranstaltung findet in der mittelalterlichen Stadt Visby auf der Insel Gotland statt.  

2013 wurde die EU-Richtlinie über Zahlungsverzug mit dem Ziel erlassen, Zahlungsfristen zu verkürzen und die Zahlungsmoral in der europäischen Union zu stärken. Bisher hat sich jedoch kaum etwas getan und die Rufe nach einer verpflichtenden nicht verhandelbaren maximalen Zahlungsfrist werden lauter. Die meisten betroffenen Unternehmen, Måns Jacobson Hosk gehört dazu,  betrachten das jedoch nicht als eine erstrebenswerte zukünftige Weggestaltung. 

"Ich würde das nicht als eine Lösung betrachten. Wir benötigen ein bisschen Flexibilität und eine längere Frist sollte unsere Entscheidung sein, wie z. B. bei einem kleineren Kunden von uns, der gerade eine Umstrukturierung durchläuft. Die Arbeit mit ihm ist interessant und wir haben kein Problem damit, die Zahlungsfrist zu verlängern und ihm dadurch unter die Arme zu greifen".   

Obgleich sich KMU normalerweise bewusst sind, dass einige Kunden säumig werden, setzen nur wenige von ihnen Maßnahmen wie Factoring oder Kreditversicherungen ein, gleichgültig ob in Schweden oder in anderen europäischen Ländern. Häufig sind empfindliche Kundenbeziehungen hierfür der Grund.  

"Man ergreift zu häufig keinerlei Vorsichtsmaßnahmen oder ist nicht beharrlich genug, weil man fürchtet, die wichtige Kundenbeziehung zu schädigen und das Factoring wird immer noch mit Unternehmen assoziiert, die in Schwierigkeiten sind. Wenn sie diese Maßnahme einsetzen, machen Sie sich Sorgen darüber, dass andere ihr Unternehmen wahrnehmen, als sei es in Schwierigkeiten", erläutert Jacobson Hosk.